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Intuition und Positivismus.
Die Begriffe „subjektiv“ und „objektiv“ in ihrer eigent¬
lichen Bedeutung haben im Anfang des Philosophierens,
wenn es wirklich kritisch ist, noch gar keinen Sinn; und hier
handelt es sich doch uin der Philosophie wahren Anfang.
Der Ursachverhalt, daß alles „Etwas“ gegen das „be¬
wußt h|bende Ich“ steht, also „Gegenstand“ für es ist,
hat nämlich mit „subjektiv“ und „objektiv“, welche Be¬
deutungen erst angesichts der sogenannten empirischen
Wirklichkeit erstehen, zumal wo Psychophysik auf den
Plan tritt, gar nichts zu tun; es sei denn, man sage, daß
alles „subjektiv“ sei, insofern es „für Ich“ ist, und daß
alles „objektiv“ sei, insofern es „Etwas“ ist. Diese leere
Rede trifft aber offenbar nicht das, was man mit diesen
Worten — an allzu früher Stelle, wie gesagt — aussagen
will.
Der Begriff „Gegenstand“ in dem Sinne, den Meinong
ihm gab, hilft hier wirklich weiter. In seinem Rahmen
gibt es nun eben Ur-, d. h. elementare Bedeutungen,
wie z. B. dieses, solches, Beziehung, verschieden, soviel u. a.,
auf die sich letzthin der gesamte Philosophiebetrieb auf¬
baut. —
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß bei
vielen heutigen Logikern, zumal den Logistikern, die Be¬
griffe Gegenstand und Bedeutung nicht klar genug hin¬
gesetzt werden, ja, oft in ihrem grundlegenden Sinne gar
nicht gesehen zu werden scheinen, womit es dann zu¬
sammenhängt, daß man gar nicht darüber Bescheid be¬
kommt, von was Logik, im engen Sinne des Wor¬
tes, undMathematik eigentlich handeln. Etwa vom
„Verstände“ oder vom „Denken“? Das wären doch
äußerst zusammengesetzte Begriffe, die sicher nicht an
den Anfang des Philosophierens gehören, von dem man
doch handeln will.