Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

Die Bedeutungen des Wortes „Sein“. 
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Von vornherein von Arten oder Formen des Seins zu 
handeln, würde voraussetzen, daß die Bedeutung des 
Wortes „Sein“, also der „Begriff“ des Seins als Gattungs¬ 
begriff, geklärt sei, so daß nun eben die unter ihn fallen¬ 
den Artbedeutungen, seien sie ko- oder subordiniert zu¬ 
einander, festzulegen seien. Aber gerade so ein Gattungs¬ 
begriff „Sein“ ist eine äußerst dunkle Sache — so dunkel, 
daß es fraglich ist, ob überhaupt von seiner „logischen 
Existenz“ sinnvoll gesprochen werden kann. 
Beginnen wir mit der Aufzählung von drei Angelegen¬ 
heiten — (ich wähle absichtlich dieses gänzlich farblose 
Wort) —, auf die das Wort „Sein“ angewendet zu werden 
pflegt. Was in diesen drei Fällen ausgesagt werden soll, 
ist einigermaßen klar: 
Erstens spricht man von einem „Sein“ dessen, was un¬ 
mittelbar bewußt erlebt ist, meint also das dem be¬ 
wußten Ich in irgendeiner Form Präsente. Wir wollen von 
einem Sein der unmittelbaren Gegenständlichkeit 
reden. Von präsentem oder aktuellem „Bewußtseins¬ 
inhalt“ redet man hier auch häufig, unter Verwendung 
eines sehr unpassenden Wortes. 
Zweitens sagt man, daß Dinge und Geschehnisse im 
Raum, auch die diese Geschehnisse bedingenden Kräfte, 
im allgemeinsten Sinne dieses Wortes als „Werdebestim- 
mer“, „seien“. Das ist das „Sein“ eines Teiles der empi¬ 
rischen Wirklichkeit, der Natur, der „Erscheinungs¬ 
welt“ Kants; wir „meinen“ sie, „als ob“ sie in jeder ihrer 
Einzigkeiten — (denn alles Einzelne in ihr ist einzig) — 
„existiert“. Diese Schicht des Seins, wenn man sie so 
nennen will, ist ich-ferner als die erste, obschon sie noch 
nicht als „an sich“ gilt. „Was mit einer ,Wahrnehmung4 
nach empirischen Gesetzen zusammenhängt, ist wirklich44 
[Kant], in dem jetzt von uns erörterten Sinne. Durch den
	        
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