Full text: Philosophische Gegenwartsfragen

Neue Betrachtungen zum Begriff der Ganzheitskausalität. 131 
mindesten als äußerst wahrscheinlich gelten, falls die 
psychischen Personen mit gewissen „Zügen“, die sie zur 
Schöpfung überpersönlicher Gebilde befähigen und des¬ 
halb „Ganzheitszüge“ heißen mögen, ausgestattet werden; 
das sittliche Bewußtsein, der „social instinct“ der briti¬ 
schen Philosophen, das „zoon politikon“ des Aristoteles 
gehören hierher. 
Anders steht es mit dem Gewordensein der organischen 
Person. Als Untersuchungsobjekt ist diese ein 
materieller zusammengesetzter Körper in Be¬ 
wegung. Die biologische, auf das Experiment gegründete 
Analyse zeigt, daß dieser Körper, sei es ein Ei, ein embryo¬ 
nales Stadium, ein erwachsener „handelnder“ Organis¬ 
mus, nicht durch Wirkung der Teile aufeinander oder 
durch aus dieser Wirkung fließende Resultantenbildung 
im mechanischen Sinne des Wortes — (man denke an das 
bekannte „Parallelogramm der Kräfte“) — verstanden 
werden kann, wobei als „Teile“ die je nach dem Stande 
der Physik „letzten“ Elemente der Materie zu gelten 
haben. 
Einzelheitskausalität, kurz in meiner Sprechweise1) ge¬ 
sagt, genügt nicht; also muß eine andere Kausalitätsart 
herangezogen werden, die wir kurz Ganzheitskausali¬ 
tät nennen wollen — denn kausal muß begriffen werden, 
weil Geschehen in Frage steht. 
Der Untersuchung dieser Ganzheitskausalität gilt 
alles folgende. 
3. Neue Betrachtungen zum Begriff der 
Ganzheitskausalität. 
Ich habe in meinen früheren Behandlungen des Pro¬ 
blems unter dem aristotelischen Namen „Entelechie“ 
]) Ordnungslehre, 2. Aufl. 1923, S. 197ff. 
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