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Studien über Ganzheit.
Das Gebaren eines Organismus ist ganz, insofern es
von Zweckmäßigem, d. h. von einem vom Ich erlebten
Zweck, ausgeht. Die Ausführungsart kann variieren,
regulatorisch. Das Ergebnis ist Ziveckentsprechendes.
Die einzelnen Akte des Gebarens sind unmittelbar-zweck¬
mäßig.
Artefakte, als Ergebnisse des Gebarens („objekti¬
vierter Geist“), sind zweckentsprechende Dinge; sie sind
sachganz, weil sie das sind. Wenn sie „Maschinen“ sind,
können an ihnen mittelbar-zweckmäßige Vorgänge ge¬
schehen.
Organismen sind sachganz, weil sie als Klasse mit
vielen Fällen auftreten, regulabel sind und sich fort¬
pflanzen. Ihre Form entsteht durch embryonale oder
regulatorische Vorgänge, welche sicherlich ganzmachend,
und zwar, wie der Vitalismus lehrt, unmittelbar ganz¬
machend sind. Diese Vorgänge sehen aus, als ob sie „ge¬
wollt“ seien, wennschon nicht „Ich“-gewollt. Da die
Organismen aber nicht „zweckentsprechend“ heißen
dürfen, da wir jedenfalls den Zweck, dem als einem
Fremden sie „entsprechen“, nicht kennen, so sollten die
morphogenetischen Vorgänge nicht „zweckmäßig“ heißen.
Zielmäßig, und zwar unmittelbar-zielmäßig, dürfen sie
genannt sein. Das ganze „Ziel“, dem die formbildenden
Vorgänge zustreben, ist eine Form- und Funktions¬
gesamtheit; hei Tieren ist die Funktion mehr als bei
Pflanzen an typische Form gebunden.
D. Ganzheit und Kausalität.
Der echte Begriff der Kausalität wird heute von zwei
sehr verschiedenen Seiten her in seiner Berechtigung an¬
gegriffen.