Erster Hauptteil.
Intuition und Positivismus.
„Intuition“ und „Positivismus“ sind in unserer Zeit
zwei der beliebtesten philosophischen Schlagworte. In
der Mehrzahl der Fälle werden sie angewandt ohne
vorhergegangene Definition, also ohne daß klar gesagt
wird, was man eigentlich meint. Da beide Worte recht
verschiedene Dinge bedeuten können, ist dieses Ver¬
fahren die Quelle zahlreicher Unklarheiten, wenn nicht
gar Verwirrungen.
Der Bedeutungsfestlegung beider soeben genannter
Worte soll die folgende Untersuchung dienen. Es wird sich
zeigen, daß die unseres Erachtens allein sachberechtigte
Bedeutung des Wortes „Intuition“ zu einem berechtigten
„Positivismus“ keinen Gegensatz bildet, sondern sich dem
Kreise dessen, was Positivismus besagen will, was er jeden¬
falls besagen sollte, einfügt; daß aber andererseits solche
angebliche Intuitionsformen, die sich ihm nicht einfügen,
überhaupt nicht als existierend nachgewiesen sind.
Der Anhang zu diesem Hauptteil ist der ungeänderte
wörtliche x4bdruck eines von mir im Jahre 1930 auf dem
internationalen Kongreß für Philosophie in Oxford ge¬
haltenen Vortrages. Ich habe mich zu diesem Abdruck
entschlossen, weil es keine Sonderabzüge der Oxforder
Vorträge gab, so daß ihr Inhalt nur denen bekannt ist,
die entweder am Kongreß teilnah men oder im Besitz der
Proceedings sind.
Driesch, Philosophische Gegenwartsfragen.
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