VORREDE.
Die Philosophie in Deutschland befindet sich seit eini¬
gen Jahren in einer kritischen Lage, und zwar in einer ge¬
fährlichen Krisis; denn wir leben in einer Zeit steigen¬
den philosophischen Interesses und sinkender philoso¬
phischer Gewissenhaftigkeit. Große Errungenschaften
der Vorzeit drohen verloren zu gehen, ja sind in gewissen
Kreisen schon verloren.
Die Gefahr für den Philosophiebetrieb in Deutschland
kommt von drei Seiten:
Zum ersten ist da eine üppig wuchernde Popularphilo-
sophie, die sich vornehmlich auf dem sogenannten „kul-
tur- und geschichtsphilosophischem“ Boden bewegt.
Daß ich hier nicht an die Werke Schelers, Litts, Spran-
gers, Breysigs, Th. Lessings, H. Schneiders und einiger
anderer verdienstvoller Männer denke, ist selbstverständ¬
lich. Ich denke an die „viel zu vielen“. Schießen die von
mir gemeinten Bücher doch wie Pilze hervor: ja sie über¬
wuchern auch pilzartig das wenige Gute und verwirren
dem Laienleser den Blick dafür, was gediegen ist und was
nicht. Jedem Einfall gibt man nach; „geistvoll“ und
„modern“ um jeden Preis, — das ist die Losung. Da war
die darwinische populäre Naturphilosophie des vorigen
Jahrhunderts viel harmloser: hier wollte man ehrlich in
langsamem Vorrücken wissen; wenn auch der Wille nicht
sein Ziel erreichte. Heute dient die genannte Art der Po¬
pulärphilosophie dazu, den jeweiligen Autor in möglichst
effektvoller bengalischer Beleuchtung erscheinen zu