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Kant’s Behandlung der Teleologie.
b) Exkurs über Plessner.
Das Weitersckreiten auf dem von Kant gebahntem
Wege ist nun aber in unseren Tagen bekämpft worden,
und so wollen wir denn auf diesen Gegenstand noch
einmal zurückkommen.
Gewisse neuere Behandlungsweisen des vitalistischen
und, im Zusammenhang damit, des Leib-Seele-Problems
zeigen ganz besonders deutlich die Gefahren an, in die
man gerät, wenn man das Unverträgliche verträglich
sein lassen, Verträgliches aber aus dogmatischen Grün¬
den ablehnen will. Dann kommt man etwa zu Scheler’s
Satz, daß das Leib-Seele-Problem seinen „metaphysi¬
schen Rang44 verloren habe, ein Satz, der das große
Problem nicht erledigt, sondern umgeht. Davon haben
wir schon geredet.
An dieser Stelle soll von der Stellung gewisser
Phänomenologen zum vitalistischen Problem gehandelt
werden, und zwar wollen wir uns dabei an Plessner’s
Buch „Die Stufen des Organischen und der Mensch44
halten.
Pie ssner bekämpft besonders scharf das, was er
„Kartesianismus44 nennt, also die scharfe Trennung von
materieller Natur (extensio) und Erlebenswelt (cogitatio).
Damit streicht er, und mit ihm viele „Phänomenologen44,
im Grunde die gesamten Errungenschaften der klassi¬
schen Erkenntnistheorie (von Descartes bis zu den Neu-
Kantianern), Errungenschaften, die auch wir freilich nur
für einen richtigen Schritt auf dem rechten Wege, und
nicht für das allerletzte Wort, aber doch für einen sehr
bedeutungsvollen Schritt halten. Doch soll uns das
hier nicht angehen, und so sagen wir zu Plessner’s Kampf
gegen die klassische Lehre nur dieses, daß er sie so vor¬
trefflich dargestellt hat, daß ich noch nie so sehr von ihrer