III. „Naturwissenschaft“ und
„Geisteswissenschaft“.
1. Allgemeines.
Es ist bisher in dieser Schrift an keiner Stelle von dem
heute so gern erörterten Unterschied zwischen „natur¬
wissenschaftlicher“ und „geisteswissenschaftlicher“ Me¬
thodik geredet worden; und das hatte seinen guten Grund.
Unterschiede der philosophischen Methodik in dem
Sinne, daß sie verschiedenen „Einstellungen“ des Unter¬
suchers als eines Ich entspringen, gibt es nämlich gar nicht,
womit nicht gesagt sein soll, daß nicht z. B. Chemie und
Geschichte verschiedene Sondermethoden praktisch ver¬
wendeten. Aber das liegt nur an den verschiedenen
Gegenständen. Das Ich „will“ stets Ordnung erfassen
und nichts anderes. Es erfaßt, indem es im Gegebenen
Ordnungsschemata schaut — (manchmal in allmählichem
Fortschritt, manchmal gleichsam blitzartig). Aber mit
verschiedenen „Geisteshaltungen“, die gleichsam will¬
kürlich wären, hat das nichts zu tun, höchstens mit prak¬
tischen Interesseunterschieden. Von „seiner Seele“ frei¬
lich darf das stets gleich, nämlich auf Ordnung, ein¬
gestellte Ich sagen, daß sie verschieden „eingestellt“ sei.
In Naturlehre wie in Kultur- oder „Geistes“-lehre nun
kommen sowohl stets wiederkehrende Allgemeinzusam¬
menhänge (Gesetze) wie auch Abläufe in der Zeit in
Frage. Der einzelne Denker mag mehr von dem einen
als von dem anderen angezogen sein; der ideale Den-