46 Die letzten Grundlagen der Möglichkeitserwägung.
Geschehnisse von den Ordnungsformen („Gesetzen“) der
unbelebten Natur zerlegt werden könne, sehr wohl
zu gibt, ja geradezu fordert, daß alles Wissen um Orga¬
nisches im Sinne Carnap’s auf Jetzt—Hier—So-Data
„zurückführbar41 sei. Diese Data sind ja die letzte
Quelle all unseres Wissens um empirisches Geschehen im
Raume, also um „Naturgeschehen44 im weitesten Sinne,
überhaupt. Aber die Gesamtheiten von Jetzt—Hier—So-
Daten in ihrem Nacheinander fordern eben in gewissen
Bezirken der Natur, den „organischen44, die Setzung ande¬
rer Relationstypen des Werdens als in gewissen anderen,
den „anorganischen44. Diese gesetzten Relationstypen
des Werdens werden nun weiter als Äußerungen em¬
pirischer Entia von gleichsam selbständigem Dasein
gemeint — als Kräfte und Energien im Anorganischen,
als Entelechien im Organischen; ein Übergang zur Hy¬
postasierung, bei dem natürlich äußerst gewissenhaft
und vorsichtig vorgegangen werden muß, der aber doch
nicht nur logisch legitim, sondern sogar notwendig ist.
Es dürfen aber, das wußte schon Schopenhauer
und das implizirt die so sorgsam ausgebaute Lehre
Carnaps vom „Zurückführen44, solche Setzungen nur
gesetzt, solche Entia nur gemeint werden, wenn jederzeit
möglich ist, was ich ihr Präsentmachen nennen
möchte; das heißt, wenn jederzeit eben die besonderen
Jetzt—Hier—So-Kombinationen in ihrem Bei- und
Nach-einander aufgezeigt werden können, welche sie
fordern, oder, umgekehrt gesprochen, in denen sie sich
äußern, welche also durch sie „erklärt44 werden.
Carnap geht auf den Begriff des gemeinten Ens nicht
ein, ja scheint ihn zu verwerfen1), was wohl damit zu-
*) Den Begriff Seele als ens gemeint verwirft er, sehr unberechtigter
Weise, ausdrücklich.