„Phänomenologie“, ein Wort für drei verschiedene Dinge. 21
tig sein mit dem, was man als Letztheit, als echte Unzer¬
legbarkeit („Element“) ansieht, und Scheler z. B. mit
seinen unbegrenzt vielen „Gefühlsarten“ ist hier sicher¬
lich nicht vorsichtig gewesen und hat nur deskriptive
(sehr gute!) Psychologie geboten, wo er Ontologie (in un¬
serem unmetaphysischen Sinne) zu bieten glaubte.
c) Phänomenologie als Festlegung von
Definitionen.
Drittens endlich wird unter „Phänomenologie“ die
scharfe Zergliederung gewisser Begriffe verstanden, welche
empirische Angelegenheiten, seien sie physischer,
psychischer oder psychophysischer Art, betreffen, und
damit die scharfe Definition gewisser Worte : Was meint
man eigentlich mit „Staat“, „Tier“, „Leben“, „Kraft“,
„Assoziation“, „Wahrnehmung“ usw. Man sagt auch hier,
daß man Wesen erforsche, aber es handelt sich doch nur
um empirisches „Wesen“. Denn man legt im Grunde doch
nur Wortbedeutungen, im günstigsten Falle recht scharf
und umsichtig, auf Grund der Zergliederung empirischer,
d. h. durch Erfahrung gewonnener Sachverhalte, fest.
Diese empirischen Sachverhalte, welche, wie gesagt, rein
naturhafte Sachverhalte, Sachverhalte im Rahmen des
Innenlebens oder, wie bei der echten Wahrnehmung1),
psycho-physische Angelegenheiten sein können, hat man
ganz und gar nicht unmittelbar „schauend“ erworben
wie die „apriori“ erfaßten reinen Bedeutungszusammen-
*) Wahrnehmung im echten eigentlichen Sinne ist ein anschauliches
Erlebnis im Gefolge der Reizung von Sinnesorgan, Nerv und Hirn
durch einen Gegenstand der Außenwelt. Rein^deskriptiv-phänomeno-
logisch wird „Wahrnehmung“ auch irgend ein anschauliches Er¬
lebnis, rein als Erlebnis genommen, genannt, also z. B. ein Traum¬
bild. Solchem Erlebnis rein als Erlebnis sieht man es, wie schon ge¬
sagt ward, nicht ohne weiteres an, ob es eine Wahrnehmung im
echten Sinne ist.