Die Frage nach der Verwirklichung des Möglichen. 15
Hat doch die Biologie ihren eigenen Fortschritt ge¬
hemmt geradezu dadurch, daß sie sieh an eine unvoll¬
ständige Kausalitätslehre dogmatisch gebunden hatte.
Sie „fragte“ nur im Rahmen physikalisch-chemischer
Kausalität, und fand dann natürlich auch nur Physika¬
lisch-Chemisches, sofern sie überhaupt etwas fand. Das
biologisch Wesentliche konnte sie, schon im Fragen ge¬
hemmt, gar nicht finden. Hier sieht man so recht klar, wie
nötig für fruchtbares Denken Möglichkeitserwägungen
sind.
Die einfachsten Möglichkeitswissenschaften sind be¬
kanntlich Syllogistik, Arithmetik, Geometrie: Soviel
besondere syllogistische Formen, trigonometrische Funk¬
tionen, planimetrische Kurven sind „möglich“; im Drei¬
eck ist nur eine Winkelhalbierende jeweils „möglich“,
und zwei Sekanten „können sich nicht“ in 2 Punkten
schneiden; das alles gilt dann auch für jede „Anwendung“.
Aber Möglichkeitserwägungen sind grundsätzlich stets
möglich und geboten, wo aus irgendeinem Grunde voll¬
ständige Einsicht über die Arten einer Gattung — beides
im begrifflichen Sinne genommen — aus deren „Wesen“
heraus („apriori“) gewonnen werden kann. Es gilt eben
scharf zu prüfen, wo und wie das angeht.
5. Die Frage nach der Verwirklichung des
Möglichen.
Nun kommt die Frage: Welche Möglichkeiten sind
verwirklicht ? Das ist die Frage für den Forscher.
Aber den Philosophen geht wiederum die Frage an:
Welches sind die Kriterien für die Verwirklichung der
verschiedenen Geschehensarten im Rahmen empirischer
Feststellbarkeit ? Da lautet denn etwa, im Rahmen des