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Einleitung.
turwissenschaft, Mathematik, Geschichte, Philologie oder
was sonst lehrt. Überall gibt es erprobte Methoden, deren
Kenntnis es dem Talentvollen ermöglicht selbständig
fruchtbar zu arbeiten — wobei es freilich dem Genialen
überlassen bleibt, selbst neue Methoden (und Probleme)
zu schauen. Aber der Talentvolle ist auch etwas, ist sogar
viel wert.
Nun wird seltsamerweise gerade auf dem Gebiet der
Philosophie über nichts so viel geschrieben als über
Methodologie. Ja, eine Zeit lang wurde sogar über gar
nichts anderes geschrieben. Aber das half in der Haupt¬
sache nichts. Man hatte eine Methodenwissenschaft, aber
eine fruchtbare Methode hatte man nicht und konnte sie
daher auch dem talentvollen Schüler nicht mitteilen.
Am besten waren noch die Neukantianer daran mit
ihrer „transzendentalen“ Methode: Nimm irgendeine
bestehende Wissenschaft her, so sagten sie, und sieh zu,
welche Grundbegriffe sie, gleichsam unbewußt, ver¬
wendet, welche Grundbegriffe die „Voraussetzung ihrer
Möglichkeit“ sind. Zergliedere diese Grundbegriffe bis
auf das Letzte, das sich nicht mehr weiter zerlegen läßt;
dann hast du neben der Elementarstruktur der in Rede
stehenden Wissenschaft zugleich die letzte Struktur des
in Frage stehenden Gegenstandsbezirkes gefunden.
Das war alles ganz schön und ganz sicherlich ernste
Arbeit, nur führte es nicht zu Bereicherungen des Wissens.
Die Philosophie kam hier immer dienstwillig hinterher;
sie führte nicht. „So hat man’s gemacht ohne ganz zu
wissen, was man eigentlich getan hat“; das was im Grunde
alles, was sie sagte, ja, was sie auf diesem Wege sagen
konnte. Und das kümmerte die Entdecker, die eigent¬
lichen „Forscher“ meist, und mit einem gewissen Recht,
sehr wenig. Wußten sie doch noch dazu, daß die Philo-