Full text: Philosophische Forschungswege

Die „Mystik“. 
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4. Die „Mystik64. 
Vor der eigentlichen echten „Mystik“ — das Wort 
Mystik wird sehr lax gebraucht heute! — braucht man 
den jungen Philosophen wohl nicht ausdrücklich zu war¬ 
nen, auch wenn sie gelegentlich angebliche Freunde 
findet; sie trägt gar zu deutlich das Zeichen der Unzuläng¬ 
lichkeit an der Stirn. Was sagt uns denn eigentlich der 
echte Mystiker? Daß er den Urgrund von Allem un¬ 
mittelbar geschaut, daß er sich als Teil des Urgrundes, 
ja als identisch mit ihm geschaut habe. Wenn das heißen 
soll, daß der Philosoph sich selbst bewußt als zum Wirk¬ 
lichen gehöriges Wissenswesen erfaßt habe, und daß er 
nun auch dem Urgrund dem Wesen nach Wissen, freilich 
in übermenschlicher Form, zuspreche — (so dachte wohl 
Schelling) — so wird man nichts dagegen einwenden 
können. Aber der echte Mystiker will mehr als diese 
klare und durchaus vernünftige Überlegung. Was er will, 
sagt er uns jedoch an keinem Orte. Er kann das offenbar 
gar nicht oder aber — er hat im Grunde gar nichts zu 
sagen, sondern erlebt nur ein unbestimmtes ihm selbst 
gänzlich unklares Gefühl. Lassen wir also die Mystik 
den Schwärmern1) — und vielleicht den Ästheten. Lassen 
wir ihnen auch die heute so beliebte Schwärmerei für alles, 
was aus dem Orient kommt. Das „Licht“ kommt nicht aus 
ihm, — das wissen gerade die heutigen Orientalen selbst am 
besten. Nur ethisch können wir vom Orient lernen — da 
allerdings viel, und vielleicht parapsychologisch. 
*) Ich selbst kenne durch meine Beschäftigung mit parapsychologi¬ 
schen Dingen an mystischen „Schauenden“ wahrhaftig mehr, als mir 
lieb ist. Solche Bekanntschaften hat ja der wissenschaftliche Para¬ 
psychologe leider oft mit in den Kauf zu nehmen. Noch nie fand 
ich bei meinen, persönlich oft wertvollen Bekanntschaften auch nur 
eine einzige wertvolle Aussage! 
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