Full text: Philosophische Forschungswege

Bedenken gegen das Wort „Wert“. 
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Schon oben sagten wir, daß bei den modernen Geistes- 
phänomenologen das un- und unterbewußte Seelische zu 
kurz komme. Nehmen wir wieder Litt als Beispiel, bei 
dem sicherlich am deutlichsten herauskommt, was viele 
heute eigentlich wollen, so fällt ein sehr seltsamer Um¬ 
stand ganz besonders in die Augen: ganz ungeheuerlich 
wird das bewußte seelische Leben in den Vordergrund 
gerückt, seine (vielleicht) allein wesentliche weltdyna¬ 
mische Seite wird aber gerade nicht gesehen. Die be¬ 
steht nämlich (vielleicht) in der Fähigkeit, in Freiheit die 
Verwirklichung von Willensinhalten zu bejahen oder zu 
verneinen1). Das geschieht, (wenn überhaupt), nach als 
ethisch verbindlich geschauten allgemeinen Axiomen — 
aber auch die will Litt beseitigen, aus Furcht vor der 
Bindung des Menschen in feste Rahmen2). 
8. Bedenken gegen das Wort „Wert“. 
Ein paar Worte jetzt über das Wort „Wert“3). Es 
gibt doch wahrlich zu denken, daß die Philosophie so 
lange ohne dieses Wort auskam. Neuerdings ist es über¬ 
aus beliebt geworden; aber fast keiner sagt, was er dar¬ 
unter versteht. Zunächst ist „Wert“ jedenfalls ein sehr 
menschlicher Ausdruck; er bezeichnet das, was ich, wie 
ich als psycho-physisches Wesen — (nicht als reines 
„Ich“) — einmal bin, gern verwirklicht sehen möchte, 
also kurz, die Inhalte meiner Wünsche. Das besagt wenig 
oder gar nichts für die Philosophie. 
x) Näheres darüber in Grundprobleme d. Psych. 2. Aufl. 1929. 
2) Was soll „Autochthoner Denkwille“ (Litt 1. c. S. 49) heißen ? Ich 
meine, es stünde schlimm um das Denken, wenn es vom „auto- 
chthonen Willen“ abhinge. 
®) Näheres in Die sittliche Tat. 1927, S. 33ff.
	        
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