52 Die Kirche und die Bildung des bürgerlichen Bewußtseins
der Einzelne, glaubt, während die Tatsache bestehen bleibt,
daß die Klasse, der er angehört, nicht glaubt, ja, ihrer ganzen
Einstellung nach nicht gläubig sein kann. Oder anders aus-
gedrückt: das kollektive Bewußtsein hat einen durchaus welt-
lichen Charakter. Diejenigen die zum Volk gehören, werden
auch weiterhin sagen können: wir glauben. Der Bürger hin-
gegen kann immer nur für sich sprechen, er kann immer nur
von sich sagen: ich glaube. Wenn er glaubt, so ist das, was
ihm zum religiösen Erlebnis geworden ist, etwas, was zu
seinen sonstigen in den Allgemeinbedingungen seines Klassen-
bewußtseins gegründeten Erlebnissen hinzutritt und an seiner
grundsätzlich weltlichen Einstellung im Grunde nichts ändert.