Full text: Das Bürgertum und die katholische Weltanschauung (1)

II. DIE IDEE DES TODES 
1. DER TOD ALS MYSTERIUM 
Tod und Ewigkeit. 
_“ dem Kampfe, den die Kirche gegen die sich bildende 
und sich verfestigende profane Welt- und Lebensanschauung 
zu führen hatte, war der Todesgedanke ihr wirksamstes 
Argument. Sie führt den Kampf unter dem Banner des 
Todes und glaubt sich des Sieges sicher, weil ja’ doch der 
Tod stärker ist als alles Leben, so sehr es sich auch ausdehnen 
und sich selbst bejahen mag. Wie könnte sich die menschliche 
Seele im Angesicht des Todes verhehlen, daß alles, was: ihr 
im Leben wertvoll erschien, eitel und vergänglich war! Das 
Todeserlebnis führt zu einer Umwertung aller Lebenswerte. 
Die neue Welt, die auf der Bejahung. des Diesseits beruhte, 
die den Menschen auf sich selbst stellen wollte, damit er hie- 
nieden ungehindert seinen Zielen nachgehen könnte, erkennt 
ihre eigene Nichtigkeit, sowie man ihren Anhängern die Ver- 
gänglichkeit alles Irdischen zum Bewußtsein bringt. Die 
menschliche Seele wendet sich dann vom Irdischen ab; sie 
kehrt in sich selbst ein, um im Angesicht des Todes ihre 
ganze Hoffnung nur noch auf Gott zu setzen. 
Nas sind einige der Grundmotive, die die katholischen 
Prediger auf alle Weise dem Sinnen und Trachten der leicht- 
fertigen Kinder dieser Welt entgegenhalten. Niemand aber 
hat das Pathos des Todeserlebnisses machtvoller zur Dar- 
stellung gebracht als Bossuet. „Nichts offenbart und beweist 
mehr die Allmacht Gottes und seiner Herrschaft über uns, 
als der Tod‘, heißt es in den Discours aux Filles de la Visi- 
tation. Tod und Ewigkeit machen alle menschliche Größe 
zunichte. Das Leben ist eine Tragödie, die stets mit dem 
Triumphe Gottes enden muß. Alles Leben ist ein großer 
Araathuyrsen. Entsteh. dA. bürgerl. Walt- a. Lehensanschanung in Frankreich, fr
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.