Full text: Zur Lage der Arbeiter im staatlichen Bergbau an der Saar

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Im Interesse der 
Rentabilität des 
Saarbergbaues 
müssen höhere 
Löhne gezahlt 
werden. 
Zeitung“ (Nr. 177 vom (i. August 1909) veröffentlicht wurde. Es handelt sich 
hier um eine Familie aus 9 Köpfen mit eigenem Häuschen. Der Vater und 
ein 17 Jahre alter Sohn verdienten. Erster er verdiente in der Berichtszeit (vom 
1. September 1907 bis zum 31. August 1908) 1147,31 Mk., der Sohn 613,87 Mk. 
Dazu kamen noch eine Unfallrente von 205,20 Mk. und eine Miet-Einnahme 
von 72,00 Mk. Die Gesamteinnahme betrug 2038,38 Mk., die Gesamtausgaben 
jedoch 2119,00 Mk. Außergewöhnliche Ausgaben für Krankheiten, Familien 
zuwachs, größere Neuanschaffungen an Bettzeug und Wäsche, für Reparaturen 
am Haus usw. waren nicht vorgekommen. Sie sind aber immer nicht zu ver 
meiden. 
Die Erhöhung des Lohnes der staatlichen Bergarbeiter ist nicht nur 
notwendig und möglich, es muß auch im Interesse der Rentabilität unseres 
staatlichen Bergbaues eine Erhöhung der Bergarbeiterlöhne im Saarrevier er 
folgen. Es ist schon mehrfach darauf hingewiesen worden, daß die staatliche 
Bergverwaltung unter der Abwanderung tüchtiger Arbeitskräfte zu leiden hatte. 
In den dem Hause der Abgeordneten in der 21. Legislaturperiode II. Session 
1908/09 vorgelegten Nachrichten von dem Betriebe der unter der preußischen 
Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung stehenden Staatswerke während des 
Etatsjahres 1907 wird schon darauf hingewiesen, daß der Rückgang der Förderung 
,,seinen Hauptgrund in den Arbeiterverhältnissen il habe und hinzugefügt: 
„Es erfolgte zeitweise eine starke Abwanderung jüngerer leistungsfähiger Arbeits 
kräfte nach anderen Bergbaubezirken und nach den benachbarten industriellen Werken, wo 
bei der damaligen wirtschaftlichen Hochflut vorübergehend außergewöhnlich hohe Löhne 
gezahlt wurden 
In der Zukunft wird die Gefahr der Abwanderung tüchtiger Arbeitskräfte 
immer größer, wenn es nicht gelingt, auch im Saarbergbau für die Arbeiter 
befriedigende Verhältnisse zu schaffen. Der benachbarte Lothringische Bergbau 
gewinnt eine immer größere Ausdehnung. Er gebraucht eine größere Zahl von 
Arbeitskräften und wird dem staatlichen Saarbergbau viele der für diesen wert 
vollsten Arbeitskräfte entziehen, wenn nicht rechtzeitig vorgebaut ivird. Die 
Entziehung vieler tüchtiger Arbeitskräfte würde aber die Durchschnittsföiderung 
im staatlichen Bergbau herabdrücken und die Rentabilität desselben mehr herab 
mindern, wie eine Erhöhung der Arbeiterlöhne. Weitblickend sollte man sich 
deshalb schon jetzt für das Letztere entscheiden. Man wird daran doch nicht 
vorbeikommen. Im Interesse der Rentabilität des Staatsbergbaues muß die 
Lohnerhöhung rechtzeitig erfolgen und nicht erst, wenn eine große Zahl der 
intelligentesten und leistungsfähigsten Arbeitskräfte verloren gegangen ist. Doppelt 
notwendig ist das aber, wenn der unter anderem von der Handelskammer Saar 
brücken 1 ) erhobenen Forderung entsprochen und erhebliche Mittel zur Be 
schleunigung der Erschließung von Gruben des staatlichen Saarberg 
baues verwandt werden und, eine starke Belegschaftssteigerung vorgenommen wird. 
Nun zu der Frage: 
üst die Xeistung der ¿Bergarbeiter auf den Staatsgruben an der Saar 
zurückgegangen ? 
Vorwürfe gegen 
die Arbeiter. 
Überall begegnet man der Behauptung, die Leistung der Bergarbeiter 
an der Saar sei zurückgegangen. Sie wird auch angewandt, um nachzuweisen 
daß die Löhne der Arbeiter im staatlichen Saarbergbau nicht höher sein dürfen 
') Die Forcier- und Preispolitik des staatlichen Saarkohlenbergbaues 1902 —1910: 
Denkschrift der Handelskammer Saarbrücken. Saarbrücken 1910.
	        
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