Full text: Zur Lage der Arbeiter im staatlichen Bergbau an der Saar

Steigerung der 
Warenpreise. 
höheren Beamten Aufbesserungen bedinge(Bericht S. 3). Nur mit Rücksicht 
auf die Finanzlage des Staates sah man von einer weiteren Aufbesserung der 
höheren Gehälter ab. 
Das von einem Mitgliede der Zentrumsfraktion verfaßte Schriftchen: 
,,Die Beamtenbesoldung in Preußen 1909“ 1 ) weist ebenfalls darauf hin, daß 
sich ,,die Einkommensverhältnisse fast aller Volksschichten nicht unwesentlich 
gebessert“ haben, fügt jedoch treffend hinzu: 
,,aber der wirtschaftliche Aufschwung bedingte auch größere Anspannung aller 
Kräfte der am Wirtschaftsleben beteiligten Personen, und somit auch eine bessere Lebens 
haltung derselben, um den an sie gestellten geistigen und körperlichen Anstrengungen ge 
wachsen zu bleiben. Hat sich so naturgemäß eine Steigerung der Lebenshaltung und der 
Lebensbedürfnisse gezeigt, so hat aber auch mit ihr gleichen Schritt gehalten die Steigerung der 
Preise für die wichtigsten Lebensrnittel, für Wohnung, kurzum für die Befriedigung der 
notwendigen Lebensbedürfnisse(S. 1.) 
Mit Recht wurde immer wieder auf die Steigerung der Preise für die 
Befriedigung der notwendigen Lebensbedürfnisse hingewiesen. 
Eine sehr beachtenswerte Statistik über die Erhöhung der Warenpreise 
seit IS95 liegt von Calver vor. 1 2 ) Sie wurde in den weitesten Kreisen als die 
beste und zuverlässigste der bis heute zu dieser Frage existierenden Statistiken 
anerkannt. Calver ermittelte so weit wie möglich, und zwar für 17 Waren, 
die Versorgung des J nlandmarktes und die Warenpreisnotierungen im Gross 
handel. Er berechnete dann den prozentualen Anteil der einzelnen dieser 
17 Waren an der Gesamtmengenziffer, und erhielt so für jede einzelne Ware 
eine Verhältniszahl, mit der sie an einer Verbrauchseinheit, z. B. an je 
100 Tonnen, beteiligt ist. Die Beteiligungsziffer der einzelnen Waren, auf 
dieser Grundlage berechnet, sind folgende: 
Weizen 
3,29 
Kälber 
0,10 
Petroleum 
0,59 
Roggen 
5,24 
Hammel 
0,04 
Roheisen 
5,84 
Kartoffeln 17,71 
Kaffee 
0,10 
Baumwolle 
0,23 
Reis 
0,09 
Zucker 
0,52 
Jute 
0,27 
Schweine 
0,70 
Tabak 
0,06 
Seide 
0,002 
Rinder 
0,56 
Steinkohle 
64,84 
Ihrem Anteil am Gesamtverbrauch entsprechend sind die einzelnen Waren 
hier beteiligt, z. B. Kohlen mit 64,84% und Seide mit 0,002%. Entsprechend 
den Verbrauchsanteilen der einzelnen Waren wirken die Preisveränderungen 
für diese recht verschieden auf den Konsum ein. Eine geringe Preissteigerung 
für eine Ware, die stark am Gesamtkonsum beteiligt ist, kann die Konsu 
menten recht erheblich belasten, während eine absolut starke Preissteigerung für 
eine mir wenig konsumierte Ware den Gesamtkonsum nicht erheblich beeinflußt. 
Um nun die Preisveränderungen, die sich am Warenmarkt vollzogen, 
in ihrer Gesamtwirkung auf den Volkshaushalt festzustellen, errechnete Calver 
den Preis, den die Beteiligungsziffer der einzelnen Waren pro Gewichts 
einheit (Tonne) hatte. Die Summe der 17 Posten ergibt dann den Betrag 
für die Verbrauchseinheit in Mark. Calver glaubt, daß sich in der Ziffer die 
Veränderung eil des Warenpreises auf dem deutschen Markte ziemlich richtig 
widerspiegeln, obgleich sie nicht die Preisveränderungen im Kleinhandel aus- 
drücken. Seiner Ansicht nach sind mindestens 67% aller für den Arbeiter 
haushalt in Frage kommenden Waren in der so gewonnenen Zahl berück 
sichtigt. Es stellte sich nun der auf Grund der vom kaiserlich-statistischen 
1 ) M.Gladbach, Volksvereinsverlag, G. m. b. H. 
2 ) Sisyphusarbeit oder positive Erfolge? Beiträge zur Wertschätzung der Tätigkeit 
der deutschen Gewerkschaften. Berlin 1910. S. 21f. 
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